17. Januar 2016

Schülerrezension zu „Nathan der Weise“

Rezension von Lubos Suchy
Ivar Thomas von Urk inszenierte in Zittau das Theaterstück „Nathan der Weise“ nach Gotthold Ephraim Lessing für Zuschauer von 13 Jahren an und älter. Das Stück wurde am 25.11.15 extra für Schüler um 12.45 Uhr und abends für Studenten gezeigt.
Die Besetzung bestand aus Klaus Beyer als Sultan Saladin und Patriarch, Renate Schneider als Sittah, Tilo Werner als Nathan, Maria Weber als Recha, Sabine Krug als Daja, Stefan Sieh als Tempelherr, David Thomas Pawlak als Derwisch und Klosterbruder und der Statisterie: z.B. den Sklaven und Wachen des Sultans.
In dem Theaterstück geht es um den reichen Juden Nathan, der das christliche Waisenkind Recha an sich nimmt, nachdem er seine ganze Familie durch ein Pogrom der Christen im Feuer verloren hat. Auch hätte er fast Recha bei einem Brand verloren, wäre sie nicht von einem jungen Tempelritter gerettet worden. Er ist, wie sich später herausstellt, ihr Bruder. Nathan wird auf eine weitere Probe gestellt. Er soll dem muslimischen Sultan sagen, welche der großen Religionen die beste sei. Der Sultan und Sittah wollen ihm eine Falle stellen. Diese Frage löst er geschickt mit der berühmten Ringparabel. Somit überliefert die Handlung des Stücks einen Appell zur Toleranz gegenüber allen Menschen verschiedener Religionen.
In dieser Inszenierung wurde viel mit musikalischer Untermalung gearbeitet. Die Schauspieler haben sehr eindrucksvoll und enthusiastisch gespielt. Sie brachten die Befindlichkeiten ihrer Figuren sehr gut herüber und spielten sehr ansprechend zusammen. Alle Schauspieler waren ständig zu sehen. Auffällig war, dass während des ganzen Stücks dasselbe Bühnenbild genutzt wurde, was aber eher als positiver Punkt für mich gilt, weil dies geschickt erfolgte, um schnelle Ortswechsel anzudeuten. Zudem wurde auch mit Lichteffekten gearbeitet, was besonders in der Schlussszene gut zur Geltung kam. Das Schlussbild war sehr eindrucksvoll und interessant, da es zum Nachdenken anregte und die langsam erstrahlenden Lichter unter den zerborstenen Bodenbrettern etwas Hoffnungsvolles symbolisierten.
Die Inszenierung des Stücks, dessen Handlung im zweiten Kreuzzug angesiedelt ist, hat sehr aktuelle Bezüge zur Flüchtlingskrise und den heutigen schrecklichen „Glaubenskriegen“ sowie zum Terrorismus aufgegriffen, was ich gut verstanden habe. Dies passt gut in die Handlung über die Glaubenskonflikte des Mittelalters. Da die verschiedenen Figuren in Lessings Stück die drei großen monotheistischen Religionen vertraten, wurden Probleme und Vorurteile dem anderen gegenüber deutlich. So wurde sich der Tempelherr in seinem Inneren lange nicht einig, wie es zu sehen sei, dass Recha von einem Juden aufgezogen wurde. Seine Nachfrage beim Patriarchen traf auf Fanatismus. Erst als Nathan die rein menschlichen Seiten des Tempelherrn und des Saladin zum Klingen brachte, wurde eine einfache Botschaft Lessings auch für uns heutigen Menschen deutlich.
Ich bin der Meinung, dass manche Szenen etwas zu lang gezogen waren. Das machte es dem jugendlichen Zuschauer schwer. Wenn man nicht folgen konnte, wurde es uninteressant. Gut fand ich jedoch die starken und ausdauernden Leistungen der Schauspieler, welche ihre Rollen brillant spielten. Im Großen und Ganzen finde ich das Stück sehr interessant und lehrreich. Es war etwas schwer zu verstehen, wer wie mit wem verwandt ist. Die alte Sprache des „Dramatischen Gedichts“ war schwer zu erfassen, aber sie war trotzdem sehr gut umgesetzt und interessant. Das lag an den aktuellen Bezügen, die sparsam, aber deutlich – z.B. mit Kostümen, Ausstattung und Requisite hergestellt wurden. Ich empfehle das Stück.
(Autor: Lubos Suchy, Klasse 8t des Christian-Weise-Gymnasiums Zittau, Redaktion: Adrian Dautz)

Diana Wagner

Redakteurin